Gedanken über Sprache

Über Sprache

Lassen Sie uns einen Blick auf unser wichtigstes Kommunikationsmittel werfen. Der Grund ist simpel: Sprache ist eine Aussage über das Denken. Das Denken wiederum spiegelt das Fühlen. Und das Fühlen drückt die bewussten und unbewussten Werte- und Glaubenssysteme, die tief in uns verwurzelt liegen, aus. Übrigens, ist das ein Auszug aus dem Buch formatio naturalis von Sybs Bauer.

Sprache als Spiegel …

Im Deutschen vermischt sich das Fühlen, Denken und individuelle Konditionierungen. In unserer Sprache springen wir ständig zwischen den Zeiten und sprechen mit zahllosen Nebensätzen, Verknüpfungen und Interpretationen. In einem Gespräch sind wir uns oftmals nicht einmal bewusst, wie sehr wir uns von dem aktuellen Thema entfernen. Wir wissen nicht, wo unser Denken aufhört und unser Fühlen einsetzt. Unsere deutsche Sprache ist zwar wunderbar für fantasievolle Wortkreationen und Satzverschachtelungen geeignet, aber genauso gut für Doppeldeutigkeiten und für eine Vermengung von Inhalten.

Sprache als Verständigung

Natürlich hilft uns die Sprache, uns verständlich zu machen, Pläne zu schmieden, zu diskutieren, Zusammenhänge zu erkennen und Erinnerungen wachzuhalten. Sie hilft mir, dieses Buch zu schreiben, und Ihnen, es zu lesen. Unsere Sprache führt uns zu Erkenntnissen und ist Grundlage für die Wissensvermittlung ebenso wie für die Forschung. Und sie dient auch dazu, genau diese Vermischungen der Zeiten, Ungenauigkeiten der Interpretationen und Sinnestäuschungen zu erkennen – um sie dann zu vermeiden. Die zwei Seiten der Sprache.

Sprache im Kontext der Zeit

Sprache ist nicht nur mit dem Sprecher selbst verbunden, sondern auch mit seiner Zeit. Denn alles, was der Mensch entdeckte, steht zugleich im Kontext der jeweiligen historischen Zeit von Forschung und Forscher. Die enge Verbundenheit von Denken, Forschung und Zeitgeschichte setzt die Erwartung, dass jede nachfolgende Generation die vergangenen wissenschaftlichen Erkenntnisse im Kontext ihrer Historie zu verstehen lernt, um sie auf der Grundlage eines aktualisierten kollektiven und individuellen Wissensstands neu zu lesen. Nur wenn der historische Kontext bekannt und verstanden ist, können wir es infrage stellen und neue Thesen und Wege erforschen. Dies mag banal klingen, und doch ist es ein wichtiger und notwendiger Prozess und gleichwohl nicht einfach umzusetzen.

Schlussendlich folgt daraus auch, dass das Heutige morgen neu bewertet werden muss und das Gestrige keinen Absolutheitsanspruch erheben kann. Es gab, gibt und wird keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit in unserer äußeren Welt geben können. Es kann immer nur eine Annäherung stattfinden, und zwar indem wir, was wir nicht wissen, bei unserer Lösungssuche als Teil unserer Erkenntnis integrieren.

 

Wissen und Nichtwissen
im Zwischenraum
einer gelassenen Offenheit.

 

© copyright Sybs Bauer

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