Das Leben der Faultiere
Kopfüber
Ein Leben kopfüber in den Bäumen hängend? Dabei kaum einen Muskel bewegen und trotzdem überleben? Ver-rückt, aber wahr. Denn es beschreibt perfekt das Leben der wundersamen Faultiere, die uns Menschen auf der ganzen Welt begeistern.
Lebensweise und Lebensraum der Faultiere
Ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet, findet man sie vor allem in den Baumkronen des tropischen Regenwaldes. Dort finden sie ihre bevorzugte Nahrungsquelle: Blätter und Knospen. Auf ihre Art sind sie intelligent, denn sie warten ab, verharren und reagieren nicht sofort auf eine Bedrohung. So ist die Chance groß, dass die Harpyie, ein gefährlicher Raubvogel, sie übersieht.
Ihr Stoffwechsel, der langsamste aller Säugetiere, ist nicht nur eine Besonderheit, sondern auch eine kluge Entscheidung. So verbrauchen sie kaum Energie. Auch ihr Darm arbeitet langsam: Bis zu 30 Tage kann es dauern, bis ein Blatt verdaut ist. Dabei entstehen Gase, die sie in Luftblasen verwandeln. Diese wiederum erzeugen einen Auftrieb, der sie im Wasser fast zu Schnellschwimmern macht.
Die Langsamkeit als Vorteil
Ihr geringer Energieverbrauch macht sie enorm stark. Mit ihren langen, kräftigen Krallen hangeln sich Faultiere mühelos von Ast zu Ast. Nur am Boden sind sie nahezu hilflos. Kurz: Sie sind Meister der Langsamkeit. Denn sie bewegen sich nur mit etwa 0,24 Kilometern pro Stunde, so dass sie Stunden brauchen können, um einen einzigen Baum zu erklimmen. Sie bewegen sich so langsam, dass auf ihrem Fell Algen wachsen können, die es oft grünlich färben.
Ein hartes Leben für Mutter und Kind
Die Fortpflanzung der Faultiere ist ein recht komplizierter Vorgang. Die Faultierweibchen tragen ihre Jungen etwa zehn Monate lang im Mutterleib, und sobald sie geboren sind, klammern sie sich an den Bauch der Mutter. Dort bleiben sie mehrere Monate, bevor sie sich langsam an das Leben in den Bäumen gewöhnen. Die Mütter investieren viel Zeit und Energie in die Aufzucht ihres Nachwuchses, was angesichts der vielen Gefahren im Dschungel keine leichte Aufgabe ist.
Schutzbedarf für Faultiere
Obwohl Faultiere an sich schon erstaunliche Tiere sind, sind sie in Gefahr. Ihr Lebensraum ist durch die Abholzung der Regenwälder und den Verlust ihrer natürlichen Lebensräume bedroht. Außerdem werden sie immer wieder Opfer des illegalen Wildtierhandels. In freier Wildbahn leben sie nur noch auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Panamas. Schutzorganisationen setzen sich für die Faultiere und ihren Lebensraum ein, meist verbunden mit Forschung. Denn ihre einzigartige Anatomie und ihre träge Lebensweise geben der Wissenschaft immer noch Rätsel auf.
Die Illustration ist aus dem Buch formatio naturalis von Sybs Bauer