Fastenzeit
Aschermittwoch
In der christlichen Tradition der Start für die Enthaltsamkeit bis Ostern. Veraltet und unnötig? Oder, ist es an der Zeit, die Fastenzeit zu entstauben? Wäre es nicht wünschenswert, nach Jahren voller Krisen und Unsicherheiten, neue Wege zu gehen? Nur wie?
Askese
Die kommende Fastenzeit als eine Zeit der Askese zu nutzen, ist eine hervorragende Möglichkeit, nicht nur um unschöne Gewohnheiten zu überdenken, sondern sich in der Kunst der Natur zu üben. Denn im Altgriechischen heißt Askesis Übung. Lassen Sie uns das Leben üben! Lassen Sie uns neue Fähigkeiten durch Wiederholungen verbessern bis zu dem Punkt, an dem sie wie von alleine gelingen. Das können kleinere und größere Dinge oder Verhaltensweisen sein.
Pathways
Im Buch von Sybs Bauer, formatio naturalis, finden Sie einige Pathways, Übungen, die genau das in Gang setzen wollen. Eine Veränderung der Wahrnehmung, eine Abwendung der Ver- und Beurteilung, also dem eigenen Recht-haben-wollen, und eine Hingabe an das Leben in all seiner Vielfalt selbst. Welche Verhaltensweise Sie für diese 6 Wochen bis Ostern in Ihren Fokus setzen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Die gängigen sind Ess- oder Trinkgewohnheiten. Die Informationsflut über Social Media und Fernsehen in ihrer Sinnhaftigkeit infrage zu stellen, wäre sicher auch zu beobachten, wäre ebenso zweckmäßig.
50% der Worte
Wir plädieren allerdings für etwas Neues und recht ungewöhnliches, aber im Zeitalter der Informationsdichte durchaus Sinnvolles: Erwägen Sie bewusst Ihre Worte und reduzieren Sie alles, was Sie sagen wollen auf 50 % der Worte! Wie das gehen soll? Die Wege sind vielfältig: Mehr zuhören, als sprechen. Ihre Worte bewusster überdenken. Auf unnötige Geschichten verzichten. Klarheit in das Gesagte bringen. Öfters mal nichts sagen. Füllwörter entfernen. Wiederholungen lassen. Einfachere Sätze bilden. Die Liste könnte sicherlich noch länger sein.
Die Antwort liegt in unseren Sinnesorgane
Auch hier können wir auf das Buch formatio naturalis verweisen: Wir sehen und hören nicht das, was unsere Sinnesorgane aufnehmen, sondern das, was wir in uns aus dem Gesehenen und Gehörten interpretieren. „Sehen macht blind“ schreibt Sybs Bauer. Man könnte es ergänzen in, Sprechen macht taub, Sprechen macht stumm. Wunderbare, kurze Sätze, die zur Meditation einladen. Aber auf jeden Fall, ein guter Grund, das Sehen, Hören und Fühlen zu üben.
Übung zum Zuhören
Als Start und als Beweis, wie wichtig hier Übung sein kann, gibt es eine wunderbare Übung. Diese können Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin ausführen, im spielerischen Ton, mit Kindern oder im beruflichen Umfeld. Im Letzteren wäre ein Coach hilfreich.
Erzählen Sie 3 Minuten (mit Stoppuhr) Ihrem Gegenüber eine Geschichte, die Sie beschäftigt; eine, die wirklich wichtig für Sie ist. Ihr Gegenüber wiederholt danach in 2 Minuten (mit Stoppuhr) die gehörte Geschichte. Machen Sie eine kurze Pause ohne zu reden. Wechseln Sie die Seiten. Ihr Gegenüber erzählt Ihnen eine Geschichte (3 Min.) und Sie wiederholen sie (2 Min.).
Im Anschluss erleben Sie, was gehört wurde, was nicht. Sprechen Sie darüber.